Refugien
Zonen der Besinnung & der Reflexion
Ein Ausstellungsprojekt 2019
Ein Refugium ist ein sicherer Ort, an dem man Zu-Flucht findet, an den man sich zurückziehen kann, um ganz und gar ungestört zu sein. Was bedeutet dies für uns in einer schnelllebigen, reizüberfluteten Welt, in der wir mit visuellen, fast schon inflationären Botschaften und Bildern (z.B. auf Instagram) überflutet werden? Mit Fake-news und Hiobsbotschaften? Ständig erreichbar und scheinbar immerzu zuständig? REFUGIEN sind in unserer Zeit wichtiger denn je.
Der Begriff Refugium bezieht sich (laut meiner Recherche) dabei speziell auf Privatpersonen, aber auch auf Tiere und Pflanzen, insbesondere auf geschützte oder seltene Arten (den so genannten Refugialraum). Refugee steht im Englischen für Flüchtling. Zufluchtsort, Unterschlupf, Herberge, Rückzugsort, Klosterleben, ein Raum der Andacht.
Andacht: an etwas denken.
Welche Rückzugsorte kennen Sie, welche sind Ihnen persönlich wichtig? Ich lade Sie ein, Teil dieses Projektes zu werden. Halten Sie einen Moment der Stille aus. Denn Stille kann ein Refugium sein.
Während der Ausstellung „Refugien“ konnten Besucher ebenfalls Teil des Projektes werden und interaktiv daran teilnehmen. Sie waren dazu eingeladen, ihre persönlichen Rückzugsorte auf Zettel zu notieren und in eine Glasschale zu werfen. Der Zettelberg wuchs im Verlauf der Ausstellung stetig an. Am Ende der Ausstellung wurden dann alle Zettel vorgelesen und in einen Durchgang/Türsturz gehängt, die Ausstellung wurde damit um eine weitere Installation erweitert.
In meinen Arbeiten thematisiere ich das Thema REFUGIEN im übertragenen Sinne, es sind in meinen Werken Zonen der Besinnung und (Selbst-)Reflexion zu entdecken. Dabei stelle ich den Übergang des Konkreten in diffuse Farbflächen, des Realistischen in die Abstraktion dar. Klare Linien und strukturierte Flächen verschwinden in lichten, ungewissen Schleiern, die sich durch das Bildgeschehen ziehen.
Sie finden in meinen Bildern Gestaltungselemente, die den Rückzug in das Bild förmlich ermöglichen, Flächen, die sich gegenseitig Halt geben oder Linien, die sich in weite Räume zurückziehen. Eine Dynamik im Bild löst sich wieder auf und findet einen Rückzugsort am Rand des Bildgeschehens. Eine Art Refugium befindet sich im Bildraum selbst oder auch außerhalb des Bildgeschehens, im Kopf der Betrachtenden.
Auch der Prozess des Malens selbst ist für mich natürlich ein Rückzugsort, das Atelier ein Refugium, um ungestört und konzentriert arbeiten zu können.
Es gilt, in der schnelllebigen Zeit und der digitalen Welt, in der alles mit jedem und jeder geteilt wird, Zufluchtsorte für sich selbst zu finden. Dazu lade ich Sie mit diesen Arbeiten herzlich ein.
© Andrea Ridder, Oktober 2019